Ein Volksfeind

Henrik Ibsen von Gustav Borgen
Titelseite des Originalmanuskriptes

Ein Volksfeind (norwegisch: En Folkefiende) ist ein gesellschaftskritisches Drama des norwegischen Schriftstellers Henrik Ibsen aus dem Jahr 1882. Leitmotive sind Wahrheit und Freiheit sowie Mehrheit und Recht. Besonders beanstandet Ibsen die öffentliche Meinung, die oft als Wahrheit akzeptiert werde. Er schrieb Ein Volksfeind als Antwort auf die Kritik an seinen Dramen Nora oder Ein Puppenheim und Gespenster. Beide wurden zu seiner Zeit als skandalös betrachtet, da sich Ibsen gegen die herrschenden Konventionen wandte.[1] Ibsens letztes Gesellschaftsdrama Ein Volksfeind hatte, wie von ihm erwartet, trotz des brisanten Themas beim Publikum und der Theaterkritik Erfolg und wird auch heute noch häufig aufgeführt und als Schullektüre eingesetzt.[2]

Inhalt des naturalistischen Schauspiels ist der Konflikt zwischen einem Badearzt und den Honoratioren sowie der Bürgerschaft eines norwegischen Kurortes. Die wirtschaftlich stark vom Kurbad abhängige Stadt diffamiert den Badearzt als einen Volksfeind. Denn er will ein wissenschaftliches Gutachten veröffentlichen, wonach das Wasser des Kurbads verseucht ist. Schließlich kommt er zu dem Schluss, dass die gesamte Gesellschaft vergiftet sei, da sie auf dem „Boden der Lüge ruht“.[V 1] Er behauptet, die „kompakte, liberale“ und „geschlossene Mehrheit“ sei der „gefährlichste Feind der Wahrheit und der Freiheit.“[3]

Der Protagonist kämpft gegen die irrationalen Tendenzen der Massen sowie das scheinheilige und korrupte politische System, das diese unterstützen. Ein Volksfeind ist das Drama eines tapferen Mannes, der versucht, das Richtige im Namen der Wahrheit in einem Umfeld extremer sozialer Intoleranz zu tun. Doch alle Figuren weisen Brüche und Widersprüche auf, sodass die Grenzen zwischen Gut und Böse, Wahrheit und Lüge nicht eindeutig sind.

Das Stück hat fünf Aufzüge und wurde erstmals am 13. Januar 1883 am Christiania Theater in Oslo aufgeführt.[4] Die deutsche Erstaufführung fand 1890 durch die neu gegründete Freie Volksbühne Berlin statt.

  1. Wilhelm Hans: Ibsens Selbstporträt in seinen Dramen. C. H. Beck, München 4. Aufl. 1911, S. 117, in Bezug auf Gespenster.
  2. Fach Deutsch. Unterrichtsmodell. Henrik Ibsen: Ein Volksfeind. Erarbeitet von Christine Mersiowsky. Braunschweig / Paderborn / Darmstadt 2009, S. 71, 73; dort Zitate von Horst Bien: Henrik Ibsens Realismus. Zur Genesis und Methode des klassischen realistischen Dramas. Berlin 1970, S. 13
  3. Ein Volksfeind. AbiBox Deutsch. Textbuch zum Schülerarbeitsbuch Wissen und Verantwortung. Niedersachsen und Schleswig-Holstein, Verlag Brinkmann-Meyhöfer, Hannover 2010, S. 114, Zn. 3279–3283.
  4. Marion Siems: Reclams neuer Schauspielführer. Stuttgart 2005, aktualisiert und erweitert 2010, S. 280.


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